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Mineralisch

Gips ist Bestandteil der mehrere Tausend Vertreter umfassenden Stoffgruppe der Mineralien. Darunter werden alle natürlich gebildeten, anorganischen Substanzen der Erdkruste verstanden, die eine einheitliche chemische Zusammensetzung und eine charakteristische Kristallstruktur aufweisen – also ein bestimmtes, sich stets wiederholendes Muster der Molekülanordnung. Das in der Natur vorkommende Gipsgestein ist Calciumsulfat-Dihydrat, in dessen Kristallstruktur bis zu zwei Wassermoleküle pro Molekül Calciumsulfat eingelagert sein können (CaSO4·2H2O). Die in der Natur anstehende kristallwasserfreie Form des Calciumsulfats wird als Anhydrit (CaSO4) bezeichnet.

Gipsgestein gehört zu weit verbreiteten sowie reichlich vorkommenden Mineralien und steht in der Erdkruste oft oberflächennah an, sodass der Rohstoff wirtschaftlich gewonnen werden kann.

Mit Gips wird im deutschen Sprachgebiet zum einen das in der Natur vorkommende Gipsgestein sowie vergleichbare Produkte aus industriellen Prozessen, z.B. REA-Gips, bezeichnet. Zum anderen sind aber auch die bei der Veredelung des Gipsgesteins entstehenden Erzeugnisse und wiederum daraus entstehende Anwendungen als Gips bekannt, z.B. wenn jemand einen „Gips“ hat. In anderen Sprachen gibt es dafür zum Teil unterschiedliche Worte, so z.B. steht im Französischen das Wort „gypse“ für den Rohstoff, das Wort „plâtre“ hingegen für das anwendungsbereite Produkt.

Gips – das Mineral

Das Mineral Gips bietet dem Menschen – insbesondere als Baustoff – einige herausragende technische, hygienische und gesundheitliche Vorteile. So kann Gips beispielsweise nicht brennen. Im Gegenteil: Durch das kristallin gebundene Wasser leistet Gips sogar einen aktiven Beitrag gegen die Ausbreitung von Flammen. Gips ist deshalb ein ungemein effizienter, bewährter Baustoff, wenn Aufgaben des baulichen Brandschutzes zu erfüllen sind.

Gips enthält weder für den Menschen gefährliche Substanzen noch flüchtige Inhaltsstoffe. Einmal in ein Gebäude eingebaut, behalten die Baustoffe während der gesamten Nutzungsdauer – einen dem Verwendungszweck entsprechenden Gebrauch vorausgesetzt – ihre beschriebenen Eigenschaften und Vorzüge. Zu diesen stofflichen Vorteilen gehört auch, dass Gips weder faulen noch verrotten kann und auch von Mikroorganismen nicht angegriffen oder zersetzt werden kann.

Gips wird aus diesem Grunde nicht nur als Baustoff, sondern auch in vielen weiteren spezialisierten Industrien eingesetzt, beispielsweise als hochreine Calcium- und Sulfatquelle bei der Herstellung von Medikamenten und Lebensmitteln (unbedenklicher Zusatzstoff, E 516) sowie zur Verbesserung der Verarbeitungsfähigkeit von Produkten der Farben­, Lack­ und Leimindustrie sowie bei der Papiererzeugung.

Gips – das Wundermineral

Gips kann bei relativ niedrigen Temperaturen gebrannt werden, wobei bis zu drei Viertel seines Wassergehalts verdampft. Das Gestein liegt dann so vor, wie es die meisten Menschen kennen: als feines, weißes Pulver, aus dem man mit Wasser einen geschmeidigen Mörtel herstellen kann. Durch diese Wasserzugabe kehrt das Mineral Gips in seinen ursprünglichen Gesteinszustand zurück – jetzt allerdings in der vom Anwender vorgesehenen Form, z.B. als ein Baustoff (Gipsplatte), als  ein Bauteil (Gipsputz), als bauliches Ornament (Stuck), als künstlerische Skulptur oder Plastik oder als eine Gießform für industrielle Zwecke.

Dabei ist Gips die einzige natürliche Substanz, die mit Wasser wieder in ein Gestein zurückverwandelt werden kann. Denn durch das erneute Brennen des bereits einmal genutzten Gipsfestkörpers, z.B. von Baustoffen und Bauteilen, lässt sich der Kreislauf vom Festkörper zum Pulver zum Festkörper immer wieder und jederzeit erneut in Gang setzen. Gips ist dadurch rein stofflich betrachtet unendlich recycelbar. Die nachhaltige Ressource wird also nicht „verbraucht“, sondern nur „gebraucht“, was durchaus den Begriff des Wunderminerals rechtfertigt.


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