Mit steigendem Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein rücken die Qualitäten von Gipsbaustoffen zunehmend ins Bewusstsein
Wohnungen sind Wohlfühlräume. Gipsbaustoffe sind schadstofffrei und sorgen dafür, dass das so bleibt. Mit ihren hygroskopischen Eigenschaften übernehmen Gipsbaustoffe auch eine wichtige Rolle für ein gesundes Raumklima.
Nicht selten sind es die eigenen vier Wände, die zur Belastung für die Gesundheit werden. Hauptverantwortlich dafür sind meist sogenannte Innenraumschadstoffe. Die Qualität der Raumluft und die baubiologischen Eigenschaften von Baustoffen wirken sich entscheidend auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner aus. Besonders vorteilhaft erweisen sich hier Baustoffe aus Gips: Unabhängige Prüfinstitute bestätigen, dass der mineralische Rohstoff frei von gesundheitsschädlichen Substanzen ist und auch keine solchen entwickelt.
In Innenräumen können zahlreiche Schadstoffe auftreten. Besonders bekannt ist Formaldehyd, der ebenso wie flüchtige organische Verbindungen (VOCs), Weichmacher oder Biozide aus Bauprodukten, Möbeln, Bodenbelägen oder Haushaltsgegenständen in die Raumluft gelangt. Messungen zeigen, dass selbst nach Jahrzehnten noch erhöhte Werte in der Raumluft nachweisbar sind. Verstärkt wird das Problem durch die Entwicklung der Bauweise. Seit der Energiekrise in den 1970er Jahren steht energieeffizientes, luftdichtes Bauen im Vordergrund. Diese Bauweise reduziert zwar den Energieverbrauch, schränkt jedoch den Luftwechsel stark ein. Mittlerweile liegt die natürliche Luftwechselrate in modernen und modernisierten Wohngebäuden häufig um ein Vielfaches unterhalb der als optimal angesehenen Werte, insbesondere auch bei längerer Abwesenheit und geschlossenen Fenstern. Schadstoffe aus Baustoffen und Einrichtungsgegenständen verlassen die Räume dadurch nicht mehr schnell genug, sondern reichern sich an.
Die Folgen hoher Emissionen mit falschem Lüftungsverhalten sind fatal: Schadstoffe können Augen- und Atemwegsreizungen, Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten hervorrufen und langfristig chronische Erkrankungen oder Allergien begünstigen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt an, dass mehr als 20 % der Kinder und über 30 % der Erwachsenen mindestens eine Allergie im Leben entwickeln.
Gesundes Bauen als Antwort Angesichts dieser Herausforderungen gewinnt das Konzept des gesunden Bauens zunehmend an Bedeutung. Baustoffe sollten weitgehend frei von flüchtigen organischen Verbindungen, Formaldehyd und anderen Schadstoffen sein. Ebenso wichtig ist ihre Fähigkeit, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren um Schimmelbildung vorzubeugen und ein stabiles Raumklima zu schaffen. Auch Aspekte wie Brandschutz und Recyclingfähigkeit spielen eine große Rolle, weil Schadstoffe weder im Brandfall freigesetzt, noch in Kreisläufen weiter gegeben werden sollten. Zudem steigern ein guter Schallschutz und thermische Behaglichkeit die Aufenthaltsqualität und tragen zu einem gesunden Raumempfinden bei. Gips als gesunder Baustoff Vor diesem Hintergrund rücken die Qualitäten von Gipsbaustoffen zunehmend ins Bewusstsein von Architekten, Planern und Bauherren. Gips – Calciumsulfat-Dihydrat (CaSO4 x 2H2O) - ist einer der ältesten Baustoffe überhaupt. „Als mineralischer Rohstoff enthält und entwickelt er keine gesundheitsschädlichen Substanzen und ist nahezu emissionsfrei“, betont Dipl.-Ing. Holger Ortleb, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gipsindustrie und der Forschungsvereinigung der Gipsindustrie. Entsprechende Eigenschaften werden Gipsbaustoffen von unabhängigen Instituten immer wieder bestätigt. So hat die Forschungsvereinigung der Gipsindustrie e.V. die Produktnachhaltigkeit von Gipsbaustoffen durch unabhängige Stellen untersuchen und bewerten lassen. Die Ergebnisse sind in mehreren Umwelt-Produktdeklarationen (EPD Environmental Product Declarations) nach dem einheitlichen Standard ISO 14025 mit Innenraumschadstoffbestimmungen nach DIN EN 16516 zusammengefasst. „Damit stehen Bauherrn und Investoren sowie Architekten und Planern transparente und vergleichbare Informationen für die ökologisch motivierte Baustoffauswahl zur Verfügung“, erklärt Holger Ortleb. Gleichzeitig schaffen Ökobilanzen in der EPD die Voraussetzung, Gipsplatten, also sowohl Gips- als auch Gipsfaserplatten, massive Gips-Wandbauplatten, Gipsputze und Gipsspachtel sowie Calciumsulfat-Fließestriche in Zertifizierungsverfahren für das Nachhaltige Bauen, z.B. nach DGNB Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen oder BNB Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude, einzusetzen.
Um diese Erfahrungswerte auch wissenschaftlich abzusichern, enthalten die Umwelt-Produktdeklaration des Bundesverbandes der Gipsindustrie e.V. über die Pflichtinformationen hinaus Daten zu den Innenraum-Emissionen und der natürlichen Radioaktivität. Im Rahmen der EPD wird die Gesamtheit freigesetzter flüchtiger organischer Verbindungen sowie speziell der Formaldehyd-Emission im Prüfkammerexperiment untersucht und bewertet. Von Gipsplatten und ihren Varianten (Feuchtraum-, Brandschutz, Loch- und Trockenestrichplatten) sowie von massiven Gips-Wandbauplatten oder Gipsputzen, -spachteln bzw. Calciumsulfat-Fließestriche gehen keine negativen Beeinträchtigungen der Raumluftqualität aus. Sie sind frei von Bioziden, Lösemitteln oder Asbest. Die gemessenen und in der EPD-Verifizierung geprüften Werte der Innenraum-Emissionen erfüllen alle Sicherheitsanforderungen nach dem anerkannten Prüfschema des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB-Prüfschema für Innenraum-Emissionen). „Architekten und Planer können mit diesen Daten die Auswirkungen der Baustoffe auf die Hygiene der Raumluft und ihre baubiologische Unbedenklichkeit feststellen und so potentielle Gesundheitsgefährdungen weitgehend bereits in der Planung ausschließen“, stellt Holger Ortleb fest.
Prima Klima
Neben der Schadstofffreiheit spielen auch die hygroskopischen Eigenschaften von Gipsbaustoffen eine wichtige Rolle. Sie nehmen überschüssige Luftfeuchtigkeit auf und geben sie zeitversetzt wieder ab. So entsteht ein ausgeglichenes Raumklima, das Schleimhautreizungen durch trockene Luft verhindert und Schimmelbildung vorbeugt – beides Faktoren, die das Risiko allergischer Erkrankungen senken.
Bauphysik
Auch in bauphysikalischer Hinsicht leisten Gipsbaustoffe einen wichtigen Beitrag zur Wohngesundheit. Sie sind nicht brennbar und erhöhen somit nicht die Brandlast eines Gebäudes. Da Gips Kristallwasser enthält, das im Brandfall verdampft, verzögert sich die Ausbreitung von Feuer erheblich, wodurch zusätzliche toxische Rauchgase reduziert werden. Gips- und Gipsfaserplatten und Gips-Wandbauplatten sind daher wichtige Bestandteile von zahlreichen, klassifizierten Konstruktionen mit nachgewiesener Feuerwiderstandsdauer. Abhängig vom jeweiligen Systemaufbau kann ein Feuerwiderstand bis zu 180 Minuten realisiert werden, was ein hohes Maß an Sicherheit für die Gebäudenutzer bedeutet. Auch im Schallschutz können erhöhte Anforderungen durch intelligente Wandaufbauten mit aufeinander abgestimmten Komponenten und modernen Dämmstoffen sicher erreicht werden - ein Aspekt, der für die Lebensqualität in Mehrfamilienhäusern, Schulen oder Krankenhäusern von großer Bedeutung ist. Denn auch Lärm beeinträchtigt die Gesundheit. Die Systeme bieten zudem eine hohe mechanische Stabilität, sodass selbst schwere Lasten sicher befestigt werden können.
Ressourcenschonung
Auch der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen ist ein wichtiger Aspekt des gesunden Bauens. Gips ist im Gegensatz zu den meisten anderen Baustoffen stofflich voll recyclingfähig. Die Hersteller haben daher Rücknahmesysteme entwickelt, die eine Kreislaufwirtschaft ermöglichen und damit aktiv zu Ressourcenschonung beitragen. Gips sei das einzige natürliche mineralische Material, das nach der Aufbereitung und Verwendung als Baustoff durch Recycling und anschließendes Entwässern in seinen ursprünglichen Zustand als Roh- bzw. Baustoff zurückgebildet werden kann, unterstreicht Holger Ortleb: „Speziell dieser Baustoff ist dafür ganz hervorragend geeignet, weil man ihn fast sortenrein zurückgewinnen und anschließend immer wieder in hochwertigen Kreisläufen recyceln kann.“ Gipsrecycling könne daher eine wichtige Funktion bei der Rohstoffversorgung übernehmen.
Universelle Einsatzmöglichkeiten
Mit diesen positiven baubiologischen und bauphysikalischen Eigenschaften sind Gipsbaustoffe eine wichtige Komponente für gesundes Bauen. Sie punkten darüber hinaus durch ihre Flexibilität im Einsatz. Trockenbaukonstruktionen ermöglichen eine von der Statik unabhängige, flexible Raumgestaltung, die sich individuell an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen lässt. Installationen für Elektro- oder Sanitärtechnik verschwinden elegant im Wandhohlraum, während schlanke Wandkonstruktionen für zusätzlichen Platz – und damit auch für eine höhere Wirtschaftlichkeit bei Vermietungen - sorgen. Gleichzeitig erlauben Gipsplatten eine schnelle und saubere Bauweise ohne lange Trocknungszeiten – ein Vorteil, der die Bauzeit teilweise erheblich verkürzt. In ihrer Umfassendheit sind Gipsbaustoffe schwer zu substituieren. Dabei haben Alternativen durchaus ihre ökologischen Qualitäten und können den Trockenbau bei bestimmten Anwendungen sinnvoll ergänzen. „In den meisten Fällen jedoch bieten diese teilweise traditionellen Baustoffe weder bautechnisch noch ökonomisch oder ökologisch einen äquivalenten Ersatz“, sagt Holger Ortleb und ergänzt: „Sie unterscheiden sich vor allem in Bezug auf Verarbeitung, Verfügbarkeit, Kosten, Normung und Feuchteresistenz.“ Ortleb verweist darauf, dass viele Konstruktionen meist massiver ausgeführt werden müssen, um ähnliche Werte wie Gipsbaustoffe zu erreichen. Bestätigt wird dies auch durch eine wissenschaftliche Studie der TH Rosenheim und der VHT Darmstadt. Fazit: In einer Zeit, in der Schadstoffbelastungen zunehmend als Gesundheitsrisiko für Innenräume erkannt werden, bieten Gipsbaustoffe eine ideale Grundlage für gesunde, sichere und zukunftsfähige Lebensräume. Hergestellt auf der Basis des natürlichen, rein mineralischen Rohstoffs Gips verbinden sie gesundheitliche, bautechnische und ökologische Vorteile, sind praktisch emissionsfrei, regulieren das Raumklima, bieten hohen Brand- und Schallschutz und sind wirtschaftlich und umweltfreundlich.