Spezialitäten aus Gips

Stuck & Innenarchitektur

Stuck ist die plastische Gestaltung von (noch nicht abgebundenen) Mörteln zur Herstellung dreidimensionaler Schmuck- oder Zweckformen für die dekorative, repräsentative und kaschierende Ausgestaltung von Bauwerken. Stuck in Innenräumen ist traditionell die Domäne sehr feiner, selektierter Gipse mit hohem Weißgrad (Alabaster-, Stuckgips). Der homogene, geschmeidige und leicht formbare Gipsmörtel erlaubt filigrane Stuckteile, die in Formen gegossen, als Profile vor Ort gezogen bzw. in der Werkstatt vorgefertigt oder – frei modelliert – direkt auf den Untergrund angetragen werden können.

Seit der Antike bekannt, zählt Stuck neben der farblichen Ausgestaltung zu den bekanntesten Techniken der Raumgestaltung.  Historisch betrachtet gehören zum Stuck nicht nur die opulenten Formen, die in den Baustilen der Renaissance, des Barock und des Rokoko Höhepunkt und Vollendung fanden sowie die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erhältlichen ornamentalen Fertigstuckteile aus der Serienherstellung von Stuckmanufakturen, sondern auch die heute eher zweckdienlichen Stuckverblender zum Kaschieren und Verdecken von z.B. Installationen der Haustechnik wie Heizungs- und Lüftungsanlagen.

Marmorstuck

Der hauptsächlich aus Gips bestehende Marmorstuck ist ein Marmor-Imitat, das sowohl optisch als auch auf Grund seiner physikalischen Kennwerte durchaus mit echtem Marmor vergleichbar ist. Dabei wird doppelt gebrannter, alaunisierter Gips als Alabaster- oder Marmorgips verwendet, der mit Leimwasser sowie ggf. Farbpigmenten angerührt wird. Kein anderes Imitationsmaterial erreichte und erreicht bis heute so hohe Qualitätskriterien. Erste Marmorgipse standen in Deutschland im Barock zur Verfügung, ihre Blütezeit reichte bis in die frühen 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Der im Vergleich zu echtem Marmor sehr wirtschaftliche Marmorstuck kam im 19. Jahrhundert in der Dekoration von Innenräumen weit häufiger zum Einsatz als heute bekannt ist.

Stucco lustro

Als Stucco lustro bezeichnet man eine besonders attraktive Art von Glanzputz, dessen sehr alte Technik und Bezeichnung aus dem Italienischen stammen. Im Unterschied zum Marmorstuck werden hier die Farben und der Gips nicht vermischt, sondern die Farbe gelangt durch einen separaten Farbauftrag auf die Fläche. Die Farbe kann gemalt, gestrichen oder mit dem Schwamm getupft werden. Das Unvergleichliche bei der Herstellung von Stucco lustro ist der letzte Arbeitsgang – das Bügeln. Die Flächen werden nach dem letzten Farbauftrag mit speziellen Eisen heiß gebügelt. Durch diesen Arbeitsschritt, der möglichst ohne Unterbrechungen ablaufen sollte, erhält dieser spezielle Putz einen dauerhaft schönen Glanz.

Moderne Architekturformen

Die dekorative Wirkung von Gips wird bis heute in der Innenraumgestaltung genutzt, wenn auch aus Kostengründen kaum noch mit aufwendig vor Ort und per Hand gefertigtem Stuck. Stattdessen kommen preiswerte Stuckteile zum Einsatz, die in Werkstätten vorgefertigt werden und sich in den Innenräumen schnell und einfach montieren lassen. Bauteile aus Gips – mit oder ohne ornamentalen Schmuck – werden in der heutigen Architektur mit modernen haustechnischen Installationen kombiniert. So lassen sich z.B. eingebaute Lüftungsanlagen oder elektrische Leitungen aus optischen Gründen mit Stuckteilen kaschieren oder verstecken. In Montagedecken aus Gipsplatten können Beleuchtungskörper oder Lautsprecher integriert und deren technische Funktionsteile auf diese Weise „unsichtbar“ gemacht werden.


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