Zeiträume aus Gips

Antike

Mit dem Schritt vom Orient in die minoische Kultur auf Kreta erreichte der Gips Europa. Die frühen Kreter verwendeten Gipsmörtel und Alabaster als Ersatz für Marmor für Fußböden oder Wandbeläge, eine Technik, die in etwa heutigem Marmorstuck oder Stucco lustro entspricht. Im Palast von Knossos (2.100–1.800 v. Chr.) wurden viele der Außenwände aus Gipsgestein gemauert und die Fugen mit Gipsmörtel verfüllt.

Auch den Griechen blieb dieses Wissen nicht verborgen, sie übernahmen die Gipszubereitung und -verwendung von den Ägyptern und den Minoern auf Kreta. Der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastos von Eresos (um 371–287 v. Chr.) – ein Schüler von Aristoteles – widmete dem Gips in seiner Abhandlung „Über den Stein” ein ganzes Kapitel und dokumentiert damit eindrucksvoll den Stand des Wissens von der Gipsherstellung und -anwendung in Griechenland im Jahre 400 v. Chr.

Ebenso beschreibt Plinius der Ältere (etwa 23–79 n. Chr.) in seiner Naturgeschichte den Gips und belegt damit die Übernahme der Gipsanwendung durch die Alten Römer. Er berichtet u.a. über die ersten Gipsabgüsse nach der Natur. So soll bereits 350 v. Chr. der Gipsabguss eines menschlichen Gesichtes mit anschließender Vervielfältigung durch Ausgießen der Form mit Wachs erfolgt sein. Es dürfte sich zunächst vor allem um Totenmasken gehandelt haben, mit denen Gedenk- und Erinnerungsstücke vom Verstorbenen hergestellt werden konnten. Gleichzeitig beginnt hier eine Entwicklung, die die Verträglichkeit  von Gips für die menschliche Haut aufzeigt, weshalb sich Gips in der Folge auch zur Heilung von Knochenbrüchen durchsetzte.


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