Baugipse (Gips-Trockenmörtel)  ­>  Baustoffe

Herstellung

Ausgangspunkt für die Herstellung von Baugipsen ist Gipsstein, ein relativ häufig auftretendes Mineral, das in Deutschland vor allem in Süddeutschland und im Harz sowohl im Tagebau als auch unter Tage gewonnen wird. Außerdem entsteht Gips in verschiedenen technisch-industriellen Prozessen als Nebenprodukt. Die größte praktische Bedeutung hat darunter der Gips aus Rauchgas-Entschwefelungs­anlagen (REA) von Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen. REA-Gips wird gezielt erzeugt und stellt ein ausgezeichnetes Beispiel von Recycling auf erhöhtem Niveau im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft dar.

Der in Steinbrüchen gewonnene Gipsstein wird zunächst in Brech- und Mahlwerken mechanisch zerkleinert und anschließend gebrannt (calciniert). Der Brennprozess setzt einen Teil des in der Kristallstruktur des Gipssteins gebundenen Wassers frei. Aus dem gesteinsfesten Calciumsulfat-Dihydrat (CaSO4 · 2H2O) entsteht dadurch ein pulverförmiges Halbhydrat (CaSO4 · ½H2O), das eigentliche Bindemittel für die verschiedenen Baugipsprodukte. Die spätere Verarbeitung auf der Baustelle kehrt diesen Brennprozess faktisch um: Ein Teil des Zugabewassers wird in der Kristallstruktur eingelagert (Hydratation) und es entsteht wieder das ursprüngliche Calciumsulfat-Dihydrat CaSO4 · 2H2O, das dem Ausgangsmaterial Gipsstein ganz und gar entspricht – bis auf den Umstand, dass sich der Baustoff jetzt in einer vom Auftraggeber gewünschten Form befindet.

Vom Calciumsulfat-Halbhydrat sind zwei verschiedene Formen bekannt, die man als α-Halbhydrat und als β-Halbhydrat bezeichnet. Sie entstehen bei unterschiedlichen Brennbedingungen und unterscheiden sich in ihren physikalischen Eigenschaften. Diese Eigenschaften werden gezielt zur Veredelung von Maschinen- und Handputzen genutzt. Um die Eigenschaften der späteren Trockenmörtel weiter zu verfeinern, werden ausgewählte Zuschlagstoffe und Additive beigesetzt – etwa mineralische Perlite und Abbindeverzögerer, die die Verarbeitbarkeit von gipsgebundenen Frischmörteln erheblich vereinfachen.

Die auf diese Weise im Werk rezeptierten und gefertigten Gips-Trockenmörtel haben das Herstellen sogenannter individueller „Baustellenmörtel“ zumeist auf Basis von Erfahrungswerten vollständig verdrängt – was nicht nur eine erhebliche Ersparnis von Zeit und Aufwand für heutige  Fachunternehmen bedeutet, sondern vor allem Oberflächen aus Gips ermöglicht, die aus Sicht des Auftraggebers die Qualitätserwartungen an eine Putzschicht sicher, wirtschaftlich und dauerhaft erfüllen.


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