Spezialitäten aus Gips

Medizin & Kosmetik

Mit dem gleichen pH-Wert und derselben Wärmeleitfähigkeit wie die menschliche Haut bildet Gips das ideale Material für ruhigstellende Verbände, z.B. bei Knochenbrüchen. Gips ist mineralisch und frei von Stoffen, die dem Wohlbefinden der Haut abträglich sein können. Gipsverbände müssen trocken gehalten werden, um ihre Festigkeit zu erhalten (Kunststoff- oder Cast-Verbände sind hingegen wasserunempfindlich). Dieser vermeintliche Schwachpunkt, erweist sich bei näherer Betrachtung aber als Vorteil: Gips kann mit seinen offenen Poren und Kapillaren Feuchte annehmen, sie aber auch wieder abgeben. Er wirkt deshalb feuchteregulierend – eine ungemein wertvolle Eigenschaft, z.B. bei der Absonderung von Schweiß unter dem Verband (Feuchte unter Kunststoffverbänden kann nicht ohne weiteres trocknen). Die speziell bei mehrfachem Verbandswechsel sehr wirtschaftlichen Hartverbände aus Gips haben außerdem den Vorteil, dass sie nach dem Anlegen – anders als Kunststoffe – nicht sofort aushärten und sich noch eine Zeit lang bearbeiten und korrigieren lassen. Gips fügt sich auch unter ökologischen Gesichtspunkten überzeugend in ein medizinisch-gesundheitliches Gesamtbild ein, da die Entsorgung von überlagerten Gipsbinden oder von getragenen Verbänden unproblematisch ist.

Auf ähnliche technische Funktionen und Eigenschaften von Gips setzt auch die Zahnheilkunde. Abform-, Alabaster, Hart und Superhartgipse werden als Dentalgipse z.B. für die Abdrucknahme sowie für die Herstellung von Modellen, Abgüssen, Formen, Modellsockeln und Montagemodellen verwendet. Neben der geringen Abbindeexpansion und der hohen Druckfestigkeit spielen in der Dentaltechnik auch die feinen Oberflächen der hochwertigen Gipse eine Rolle. Dentalgipse müssen die Qualitätsanforderungen gemäß DIN EN ISO 6873 erfüllen.

Prähistorische Abbildungen, etwa Höhlenmalereien, belegen, dass Körper und Gesicht bereits seit frühester Zeit bemalt und geschminkt wurden. Viele Mittel und Mittelchen erwiesen sich dafür in der Vergangenheit zwar als effektvoll, oftmals aber auch als gefährlich und giftig. Durch alle Zeiten hindurch hat Gips der Haut nie geschadet – im Gegenteil. Gips kann als unbedenkliches, sicheres kosmetisches Mittel eingesetzt werden (EU-Richtlinie über kosmetische Mittel; ab Juli 2013 EU-Kosmetikverordnung; mehr als 1.300 Inhalts-, Farb- und Konservierungsstoffe sind darin in Verbotslisten verzeichnet). Gips gehört zur Gruppe von kosmetischen Mitteln für die Anwendung als Schönheitsmasken. Thermische Behandlungen mit Gipsmasken optimieren die Wirkstoffaufnahme von hautindividuellen Präparaten durch die beim Abbinden frei werdende Wärmenergie (bis zu 40 °C), aktivieren den Stoffwechsel der Haut und verbessern das Hautbild durch einen Lifting-Effekt.

Gips ist darüber hinaus in einer Vielzahl von Anwendungen und Produkten des täglichen Bedarfs ein qualitativ wichtiger Füllstoff, weil er sich in Stoffgemischen neutral verhält und deren Eigenschaften nicht verändert. Die Zugabe als Füllstoff kann jedoch auch mit einer beabsichtigten Wirkung als natürliche Calcium- bzw. Calciumsulfat-Quelle einhergehen. So gilt etwa in der pharmazeutischen Technologie das Calciumsulfat neben Glucose oder Saccharose als gleichwertiger Füllstoff bei der Herstellung von Tabletten. Als sogenanntes Calcium sulfuricum gehört das Mineral Gips als eigenständiger Wirkstoff zu den Schüßler-Salzen (als alternativmedizinische Präparate ohne wissenschaftliche Datenbasis). Darüber hinaus wird Calciumsulfat als Lebensmittelzusatzstoff (E 516) eingesetzt.


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